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César Kaiser, 80. Geburtstag


Moritz Leuenberger

Meine Geburtstagswünsche stammen aus dem Bundeshaus.

Dieses hat gewisse Verwandtschaften mit einem Casino.

Auftritte der Mitglieder des Bundesrates werden im Kollegium ausgehandelt und anschliessend verteilt.

Die Kriterien sind wie bei einem Casino nicht immer ganz durchschaubar.

Verschiedene Anlässe haben einen unterschiedlichen Beliebtheitsgrad und es kommt manchmal zu einer eigentlichen Tauschbörse.

Da gibt es Skalen von der sehr beliebten OLMA, wo der auftretende Bundesrat ein lebendes  Schwein geschenkt erhält,  über die Schmuck- und Uhrenmesse (wobei das Interesse der jeweiligen Bundesratsgattin auch eine zentrale Rolle spielt) bis zur Einweihung eines Schwerverkehrskontrollzentrums.

Relativ leicht zugänglich sind Auszeichnungen von Kulturschaffenden.

Ich wollte an das Unspunnenfest am 4. September. Doch der Anlass war schon für den Bundespräsidenten reserviert. Ich erhielt dafür zwei Geburtstage (den von Adolf Muschg und Hans Saner), die beiden wurden zusammen als ebenso gewichtig wie der Stein eingestuft.

Bei einigen Anlässen ist die Begehrlichkeit dermassen gross, dass sie nur für Bundespräsiden reserviert sind, der Automobilsalon oder das Jodler- und Älplerfest.

Bei den anderen Auftritten herrscht harter Wettbewerb, eigentliche Vorprüfungen müssen erbracht werden.

Für ein Schwingerfest braucht es zuvor zehn Auftritte in der Arena.

Der Marktwert der Veranstaltungen ändert mit der Zeit: Skirennen sind im Moment relativ günstig zu haben.

Der heutige Anlass wurde auch intensiv diskutiert. Kaum fiel Name César, fühlte sich ein Mitglied besonders angesprochen. „César c’est moi!“, sagte er.

Und als bekannt wurde, dass die Feier im Kanton Zürich erfolge, wollte noch ein anderes Mitglied kommen.

Er verzichtete erst, als er realisierte, dass er nicht nach Flaach oder Herrliberg hätte gehen dürfen, sondern nach Winterthur, in eine Stadt also, aus welcher der Regierungsratskandidat Hollenstein kommt, in die Stadt also, wo sogar ein CVP Mann schon linksextrem ist.

Also suchte man nach anderen Kriterien.

Für einen 80. Geburtstag, wurde gesagt, solle das amtsälteste Mitglied gehen. Es finde am ehesten den angemessenen Tonfall, die amtsjüngeren Merz und Blocher seien irgendwie zu dynamisch und zu quirlig.

Es kommt dazu, dass mein Departement mit der bisherigen Arbeit von César Keiser doch einige Berührungspunkte hat.

  1. Das Radio- und Fernsehgesetz, zum Beispiel:

Wir erinnern uns an Cèsar Keisers Beitrag zur ersten Fernsehwerbung. (Frau mit Mundgeruch und Zahnpastaempfehlung, worauf ihr alle Männer nachliefen). Solche Werbung ist jetzt auch in Privatsendern zugelassen, aber  - heute morgen in der Kommission des Nationalrates wurde beschlossen, dass es künftig  keine politische Werbung am Fernsehen geben dürfe.

Der damalige Refrain von César Keiser wäre also verboten, weil er hochpolitisch ist.

Er hiess ja bekanntlich „Guets Mörgeli, guets Mörgeli“.

Wenn César Keiser ein Pleonasmus ist, dann ist ein gueter Mörgeli eine contadicctio in adjecto.

  1. ein weiter politischer Berührungspunkt: Die Luftverschmutzung und der  CO2-Ausstoss:

Damit hat sich C.K. immer wieder befasst: Wir erinnern uns an die „Moralpredigt in den späten Achtzigern“ , an Gedichte und an ein Gespräche mit einem Regierungsrat mit dem Inhalt, es solle nicht immer nur geredet sondern gehandelt werden.

Ich lese diese Nummern nicht vor, denn es tut mir immer etwas weh, wenn man sich über Politiker lustig macht.

Aber, und deswegen bin ich ja gern gekommen, ich kann Ihnen verkünden: die CO2 Problematik ist erledigt.

Wir haben ein Gesetz, das hält fest, dass der CO2 - Ausstoss reduziert wird, also ist eigentlich das Problem ohnehin schon geregelt, denn Gesetz ist Gesetz. Eine unbedeutende Nebenfrage ist bloss noch, wie die Reduktion erfolgen soll.

Es sind heute nur noch vier Varianten im Spiel und dazu laufen eine Vernehmlassung und  eine Ämterkonsultation und so kommt es  jetzt dann sicher bald zum Grundsatzentscheid. Kaum ist diese definitive Variante durch den Bundesrat gefunden, kommt sie unverzüglich ins Parlament und dort geht es bekanntlich immer sehr schnell.

Inhaltlich ist das Ganze allerdings etwas kompliziert, vor allem auch rechtlich, aber wir scheuen vor harten Massnahmen nicht zurück:

Es ist zwar keine Abgabe bei den Automobilen vorgesehen, dafür soll es einen Klimarappen geben. Der nützt zwar nichts, aber er soll doch immerhin ausprobiert werden, um zu testen, wie sich die Untauglichkeit  auswirken würde. Sollte sich dieser Klimarappen bis 2007, präziser Ende 2007, allenfalls anfangs 2008 nicht bewähren, müsste dann erneut geprüft werden, ob er deswegen definitiv eingeführt werden soll. Wollte man das wagen, müsste dann allerdings erneut eine Vernehmlassung erfolgen, weswegen das Gesetz ohne konkrete Massnahmen zunächst verlängert werden müsste. Falls er sich tatsächlich bewährt, muss eine Verfassungsänderung erfolgen. Diese erfordert eine erneute Vernehmlassung und eine Beratung im Parlament und dann noch eine Volksabstimmung. Aber das ist alles nur noch eine Frage der Zeit. In diesem Jahrhundert werden wir das gewiss schaffen.

Also, das  CO2 ist kein Problem mehr und deswegen kann ich César  Keiser mit gutem Gewissen in die Augen schauen.Im Namen des Gesamtbundesrates kann ich jetzt auch meine Rede halten:

Wobei: Die Botschaft, die das entsendete Mitglied zu überbringen hat, wird immer schriftlich verabschiedet und in einem Beschlussdispositiv festgehalten. Manchmal ist das, wie heute auch, ein Kompromiss und darum vielleicht auch etwas holprig und nicht immer ganz verständlich, aber immerhin, es ist ein Beschluss des Kollegiums, eine Mitteilung des von der Tagespolitik geschundenen Kollegiums an Margrit Läubli und César Keiser und es lautet:

„Beschlussdispositiv 1.

„Zum Anlass des 80. Geburtstages von Herrn César Keiser wird das amtsälteste Mitglied des Bundesrates delegiert. Es hat im Namen des Kollegiums dem Jubilaren folgende Botschaft zu überbringen und sich bei dieser Gelegenheit, wenn es ihm ohne besondere Anstrengungen möglich ist, zumindest teilweise auch an dessen Ehegattin zu wenden.“

(Das Büro für Gleichstellungsfragen hat auf diesen Zusatz gepocht):

Beschlussdispositiv 2

Das delegierte Mitglied hat das Paar mit folgendem, in gemeinsamer Kollegialität erarbeiteten Limerick zu beglücken:

Es gibt im Casino ein Paar, das kann so gut unterhalten,

Es spricht zu den Jungen und auch zu uns Alten.

Bitte bleibt doch dabei,

Denn ohne Euch zwei

Wär es im Bundesrat nicht auszuhalten!

Beschlussdispositiv 3.

Mitteilung an die Betroffenen und Veröffentlichung im Bundesblatt

Beschlussdispositiv 4.

Danke vielmal.