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Mobilität und Masse


ML an der Tagung 25 Jahre ITW:

Luzern 5. Juni 2018

Der Sinn des Lebens

Mobilität ist der Sinn des Lebens. Wir tun alles, um den Drang danach ausleben zu können. Verkehrspolitisch gesehen äussert sich dies in Volksabstimmungen:

  • Ja zum Flughafenausbau Zürich,
  • Ja zum Ausbau der Nationalstraßen,
  • Ja zur NEAT,
  • Ja zum Ceneritunnel,
  • Ja zur zweiten Gotthardstrassenröhre.

 

Das war ein Privileg für mich als Verkehrsminister:

  • Ganz ähnlich wie bei Altersheimen, war auch bei einem Ausbau der Verkehrswege immer mit einem JA rechnen.
  • Kürzte mir der BR die Mittel für eine Verkehrsvorlage, wusste ich, das Parlament stockt sie wieder auf.


Verkehrsprognosen waren, rückblickend gesehen, in aller Regel falsch gewesen. Immer nämlich ist die Zunahme der Mobilität unterschätzt worden.

  • Der Gotthard-Eisenbahntunnel hat ab Tag der Eröffnung viermal mehr Verkehr zu bewältigen gehabt, als prognostiziert war.
  • Seit Eröffnung des Gotthard-Strassentunnels im Jahre 1980 hat sich die beförderte Gütermenge mehr als verfünffacht.
  • Im Lötschbergbasistunnel wurden all Prognosen bereits im 1. Betriebsjahr überholt.
  • Der Flugverkehr explodiert. Linienflüge: Verdoppelung in zehn Jahren, dazu kommen direkte Feriendestinationen.
  • Ebenso bei den Kreuzfahrten

Was ist der Sinn solcher Mobilität?

Wer im Osterstau in den Autokolonnen sitzt

(dieses Jahr, 2018 = 29 km / 4 Stunden Wartezeit),

könnte sich Gedanken darüber machen, doch tut er dies offensichtlich nicht, denn sonst würde sich dieses Naturereignis nicht alljährlich wiederholen.

 

Mobilität beginnt nicht im Kopf,

  • nicht dort, wo die Wartezeit im Stau errechnet werden könnte,
  • sondern sie nimmt ihren Anfang im Herzen, dort wo die Sehnsucht und das Fernweh zuhause sind.

 

Sie sind treibende Kraft unseres Lebens. Sie stacheln den Menschen an zu erforschen, zu erkunden, zu entdecken und sich zu diesem Zweck unentwegt fortzubewegen.

 

Das beginnt beim krabbelnden Kleinkind, das unentwegt kriecht und kriecht und, wenn es fällt, wieder aufsteht, zu gehen versucht und dann läuft und läuft und läuft.

Es setzt sich fort bei den rastlosen Rentnern, die in Flugzeugen und Kreuzfahrtschiffen reisen und reisen und reisen.

Und bei Tesla Gründer Musk, der eine Rakete Richtung Mars abschoss, um den Weltraumtourismus zu begründen.

(Die Schweizerische Post will nun ein Postauto dorthin senden, braucht dazu aber noch einige wenige Subventionen.)

 

Ein Blick in den Etymologieduden bestätigt: Mobilität ist der Sinn des Lebens!

 

Der Ursprung des Wortes „Sinn“ ist „sent“ und heisst nichts anderes als gehen, reisen, fahren oder auch eine Richtung nehmen, eine Fährte suchen. Der Mensch sieht seine Mobilität als den Sinn seines Lebens.

 

„Ich bin, ich weiss nicht wer

Ich komme, ich weiss nicht woher

Ich gehe, ich weiss nicht wohin

Mich wundert, dass ich fröhlich bin.“

Das Gedicht eines unbekannten mittelalterlichen Autors.

Brecht wandelte es mit einer leicht depressiven Note ab:

„Ich sitze am Strassenrand
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
Mit Ungeduld?“

Es gibt Gegenbeispiele:

  • Nadolnys „Die Entdeckung der Langsamkeit“.
    • Die Warnung der Amme in Shakespeares Romeo und Julia: “Wer eilig läuft, der fällt.”
    • Es gibt Mahnungen, dass wir von den beiden Begriffen, welche Zeit bedeuten, nicht bloss den Chronos, nur noch die formale Abmessung verstehen sollten, sondern den anderen Teil, den Kairos, den richtigen Augenblick, das inhaltliche Element also, wieder erfahren sollten.
  • Es gibt die Bewegung “Slow food”, die längst mehr als eine Gegenkultur zu fast food ist, die für eine nachhaltige Lebensphilosophie überhaupt steht.
  • Aber auch diese einstige kulinarische Reformation ist zu einer eigenen Sparte des Tourismus angewachsen. Eine abgelegene Osteria in der Po Ebene „vaut un voyage“ und ist praktisch nur mit dem Automobil zu bewältigen.

 

Das ist eine positive Entwicklung!

Dank dem Tourismus wurden neue Kulturen entdeckt,

  • der eigene Horizont der Reisenden wurde erweitert,
  • nicht selten öffnete sich auch den Besuchten eine neue Sicht auf ihre eigene Welt, wie zum Beispiel den Schweizern, die dank den Engländern den Reiz ihrer eigenen Bergen entdeckten.
  • Es gibt sie auch heute, die Kulturreisenden, die sich auf ihre Reise vorbereiten, die vorher Bücher lesen, die sich über die Geschichte der Kulturstätten, die sie besuchen, aufklären lassen, von einem Reiseführer oder Experten. Sie gibt es in Gruppen und als Individualtouristen.
  • Tourismus, der sich ausdrücklich der Kultur widmet.
  • Doch auch hundert akademische Reisegruppen schaffen bereits grössere Probleme. Tausende von Individualtouristen ebenfalls. Schon zwanzig von tripadvisor angestachelte Rucksacktouristen können einen einheimischen Laden wie Schwarzenbach lahmlegen.

Der Mobilitsdrang treibt den Ausbau der Verkehrswege an, der Schnellbahnstrecken, der Flughäfen, der Kreuzfahrten und all der technischen Innovationen, die diesen Fortschritt ermöglichen.                       

Die Touristen sind so schneller und günstiger in einer anderen Kultur. Ferien mit einer vierköpfigen Familie sind in Südafrika billiger als solche im Engadin. Rund um die Welt zu touren ist Millionen von Menschen aus allen Kontinenten möglich.

Der Mobilitätsdrang beschleunigt, verbilligt und vervielfacht den Tourismus

Individuelle Kulturtouristen, wie Herodot einer war, haben ihre Begegnungen mit anderen Kulturen kommuniziert und überliefert. Das Wort Kultur wurde dabei immer nur im Singular gebraucht (ein so genanntes Singularetantum).  Erst der Basler Jacob Burckhardt wagte den Plural und sprach von Kulturen. Das war kurz vor den ersten Weltausstellungen in London und Paris, als die Menschen andere Kulturen besichtigen konnten. Parallel mit dem neuen Plural „Kulturen“ entstand auch der Begriff „Tourismus“ als eine gesellschaftliche Strömung.

 

Als Politiker fragte ich mich immer wieder:

Sollen wir den Drang nach Mobilität zügeln?

Versuche dazu gab es immer wieder.

  • Beim Aufkommen der Eisenbahn wurde deren Verbot verlangt, weil die atemberaubende Geschwindigkeit von 30 km/h zu Krankheiten führen könnte.
  • Als das Automobil aufkam, wurde es in einigen Schweizer Kantonen verboten. Im Kanton Graubünden wurde es nur für Einheimische zugelassen.
  • In Diskussionen um die Zukunft des Flughafens Zürich wurde von grüner Seite gemahnt, Ferien zuhause zu verbringen.

Ein gut gemeinter moralischer Appell, der verhallt.

Der Drang nach Mobilität liess sich nie und lässt sich auch heute in einer Demokratie nicht unterdrücken.

Kulturstätten werden mit der Absicht erstellt, Touristen anzulocken. Das ganze Umfeld einer Stadt, Bilbao, profitiert.

Wenn wir an einen anderen Ort reisen, um uns in unsere eigene Kultur zu vertiefen, im LAC, im Prado, in der Elbphilharmonie, im Louvre in Paris oder in Abu Dhabi, stellt sich eigentlich die Frage nach dem Schutz dieser Kultur kaum. Die ganze Infrastruktur, um den Ansturm zu bewältigen, ist ja errichtet worden.

Heikel ist die Begegnung mit fremden Kulturen und solchen, die nicht für Fremde geschaffen wurden, sondern den Einheimischen als Kult- oder Religionsstätten dienen.

Noch heute lesen wir fasziniert von den Idealen eines Ryszard Kapuścińsky, Bruce Chatwin oder Herodot, nämlich von ihrer behutsamen Entdeckung eines Landes und seiner Kultur.

Massen ohne Mass

Der heutige Gigatoursimus schleust Massen aus der ganzen Welt zu kulturellen Stätten, die für ganz andere, vor allem eine kleinere Zahl von Zugeneigten erschaffen wurden. Wir fliegen heute mit Direktflügen zu Tempeln in anderen Kontinenten.

So hält zum Beispiel die Bahn aufs Jungfraujoch nicht mehr an der Eigernordwand und auch Wengen wird umfahren.

Grund: Die Menschenmenge, die innert Zeitslots auf das Jungfraujoch zu transportieren ist, lässt diese Halte nicht mehr zu. Mit der Kultur des Berner Oberlands, auch der Geschichte des Tourismus, welchen die Briten bei uns einführten, mit dem kulturhistorisch wichtigen Bau der Bahn selber wird der Massentourist nicht mehr konfrontiert.

Dafür kann er zuoberst Uhren und Schokolade kaufen, wie auch in irgendeinem Hotel oder anderen Privatspital.

 

Doch anderswo ist es schlimmer:

Massentourismus, insbesondere wie ihn Schifffahrtsgesellschaften rücksichtlos betreiben, bedroht Kultur und Einwohner.

Es erfolgt absolut keine Vorbereitung auf Land und Leute, auf ihre Kultur, keine Auseinandersetzung mit ihr. Die Kreuzfahrer, welche in Venedig aussteigen, glauben, in Disneyland zu sein:

  • „Wann schliesst Venedig?“
  • „Wo ist der Ausgang von Venedig?“

Allein die Masse zerstört. 4 x 6‘000 Besucher in Dubrovnik oder Palma an einem einzigen Tag sind eine barbarische Invasion, selbst wenn sich die einzelnen Besucher noch rücksichtsvoll und kulturinteressiert benehmen würden.

Die Kreuzfahrtgesellschaften legen noch eine kolonialistische Note drauf:

  • Von ihren riesigen Schiffen, die mitten durch Venedig fahren, überdröhnen sie die Stadt mit Discomusik, die so laut ist, dass die Kirchenglocken in der Stadt nicht mehr gehört werden können.
  • Die Vaporetti des öffentlichen Verkehrs müssen warten.
  • Am Schlimmsten natürlich, und das ist eigentlich ein Verbrechen: Die Schiffe zerstören die Fundamente der Stadt in der Lagune.

In den Tempeln von Kambodscha wird von riesigen chinesischen Reisegruppen

  • trotz Verbot geraucht und geblitzt.
  • Die vorgeschriebenen Headsets werden nicht verwendet; stattdessen wird via Lautsprecher verbotenerweise durch die Tempel gedröhnt.
  • Die lokalen Aufseher bleiben machtlos und klagen über die Arroganz der faktischen Grossmacht China.
  • Umgekehrt: Dennerreisen nach China: Im Prospekt ist auch ein Besuch in der Oper angepriesen. In der Pause war es für alle obligatorisch, die Oper zu verlassen und per Bus ins Hotel gefahren zu werden. Die meisten Besucher aus dem Westen könnten, so die Begründung, ohnehin nichts mit chinesischer Musik anfangen.

Die Kultur vieler Länder wird von Voyeuren regelrecht überfahren und platt gewalzt.

Wer Reisende beobachtet, stellt fest, dass es oft nicht mehr um die Denkmäler geht, sondern nur noch um ein Selbstporträt mit Kunstwerk. Um dessentwillen fuchteln sie mit dem Selfiestick und bringen sich selber und die Kunstdenkmäler in Gefahr. Beim Kolosseum in Rom sind deswegen diese verlängerten Fotografenarme verboten, wie auch in Versailles, der Wiener Albertina oder in der Londoner National Gallery.

Es gilt die faktische Macht des Stärkeren:

  • Macht des globalen Kapitals: Häfen in Venedig, sind privatisiert. Verpflichtung gegenüber den Aktionären. Sie sind der demokratischen Bestimmung entzogen.
  • Tourismusprofessor Christian Laesser von der Universität St. Gallen: «Die Gewinne in der Tourismusindustrie werden privatisiert und landen bei Hotels, Reiseanbietern oder Fluggesellschaften. Verluste hingegen, wie eine vermüllte Stadt, höhere Mieten oder rationiertes Wasser, trägt die einheimische Allgemeinheit.»

Kulturstätten, ja die Kultur eines ganzen Landes, die als Subjekt ihren Erschaffern und ihren Nachkommen Identität stiftet, wird zum Objekt von anonymen Horden.
In Peru wurden heilige Berge an kanadische Reiseunternehmen verkauft und dienen jetzt als Kletterwände. Für einheimische Gläubige ist das eine Sünde und Schande.

Die Reaktionen

Identitätsstiftende Denkmäler werden in den Gefühlen der Einwohner durch Fremde entweiht. Gottlose aus dem Westen verletzen religiöse Gefühle.

Bei uns wurde die Masseneinwanderungsinitiative angenommen.

In übermässig betroffenen Gegenden sind Initiativen gegen Massentourismus zu beobachten:

Überflutete Städte protestieren.

  • „Tourist go home!“
  • In Barcelona kam es zu handgreiflichen Aggressionen gegen Touristen,
  • in Venedig wurden Kreuzfahrtschiffe aufgehalten.

 

Tourismus in seiner geballten Form führt zu einem Clash der Kulturen.

  • In Bali zwei Terroranschläge ausdrücklich gegen den Massentourismus
  • Ägypten, Luxor 34 Tote - Im Visier war der wunde Punkt Tourismus
  • Terrorpläne gegen die Rialto Brücke

Um sich dagegen zu wehren, brauchen die Einwohner und die Stätten selber, ihre Kultur ebenso potente Beschützer wie das globalisierte Kreuzfahrkapital sie hat. Doch die beschränkte Potenz der Nationalstaaten oder gar einzelner Kommunen gegenüber der globalisierten Wirtschaft zeigt sich hier symbolisch und tragisch. 

 

Es gibt zwar von der UNESCO ein ÜBEREINKOMMEN ZUM SCHUTZ DES KULTUR- UND NATURERBES DER WELT.

  • Dort wird anerkennt, dass Tourismus in verantwortungsvoller Weise organisiert werden könnte und so eine treibende Kraft zur Erhaltung und zum Schutz des Kultur- und Naturerbes, ja sogar Träger einer nachhaltigen Entwicklung sein könnte. Ebenso wird eingeräumt, dass nicht geplanter oder schlecht geführter Tourismus zu Störungen im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben führen und katastrophalen Auswirkungen auf die empfindliche Umwelt und die lokalen Gemeinschaften haben kann.
  • Der maßlose Tourismus wird als Gefahr für das kulturelle Welterbe bezeichnet und ausdrücklich zusammen mit
  • bewaffneten Konflikten, Naturkatastrophen, Klimawandel und Ressourcenausbeutung verglichen.

Konkrete Empfehlungen sind allerdings kaum zu ersehen, was, wie bei vielen multilateralen Übereinkommen, auf unendlich lange Konsensbemühungen und kulturelle Unüberbrückbarkeiten zurückzuführen ist.

Das zeigt die Hilflosigkeit der staatlichen, religiösen oder kulturellen Gemeinschaften, welche für die Kulturgüter verantwortlich wären.

Es sind dieselben Mechanismen und Probleme, die uns Facebook und Google schaffen. Gegen Kreuzfahrtgesellschaften mit Steuersitz in Panama kommen nationale Bemühungen um einen nachhaltigen Tourismus kaum an.  

Mass nehmen

Welche Massnahmen gegen diese Entwicklung?

Die Bedrohung ist eine Folge von den

  • zunehmenden Massen und
  • der Reisegeschwindigkeit.

Wenn Tourismus nachhaltig ausgestaltet werden soll, müsste vorwiegend bei diesen beiden Elementen Mass genommen werden:

Massnahmen zugunsten der Umwelt:

  • Kostenwahrheit
  • CO2 Abgabe auch für Flugverkehr und Kreuzschiffe

Massnahmen zum Schutz von Kulturgütern und Einwohnern

  • Physische Schwellen, damit kulturelle Einrichtungen nicht erdrückt oder überrannt werden.
  • Tropfenzählersysteme, Begrenzungen je nach Kapazität des Kultraumes. Drehkreuze in Venedig wie Kuhgatter.
  • Kontingente. (Es könne auch nicht alle nach Bayreuth.)
    • Das ist schwierig, da der wirtschaftliche Druck der Tourismusbranche und der gewinnorientierten Reiseunternehmen enorm ist.
    • Da darf man sich nicht scheuen, Sicherheitsmotivationen zum Anlass zu nehmen: Vgl. Geschichte des Tropfenzählersystems am Gotthard. War erst möglich nach dem Unfall mit Brand 2001. Aus Sicherheitsüberlegungen werden zum Beispiel
    • die Tempelanlagen in Agrigent, Sizilien, mit Taschenkontrollen geschützt, was zu einem Tropfenzählersystem führt.
    • So könnte man auch am Markusplatz oder anderen kulturellen Stätten vorgehen, denn politisch gesehen kann gegen Sicherheitsargumente niemand protestieren.
  • Ein Vorschlag der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern ist der Gästemix: Je nach Herkunft ziehen die Touristen eine andere Reisezeit vor, was zu einer besseren Verteilung über das ganze Jahr führen könnte. Steuerung des Touristenstroms, indem Touristen durch Informationen und Angebote sanft an attraktive Entlastungspunkte umgeleitet werden.

Noch so einverstanden. Aber Umsetzung? Derselbe Gedanke gegen den Stau in den SBB Zügen wurde schon zu meiner Zeit gewälzt. Kein Durchbruch. Immer noch Wanderer neben Arbeitnehmern.

  • Entschleunigung und geistige Vorbereitung auf die kulturelle Begegnung
  • In einem sakralen Raum gibt es verschiedene Handlungen, die mit einer Entschleunigung der Alltagshektik auf die religiöse oder kulturelle Begegnung einstimmen:
  • Die Leitung der religiösen Stätten möchte ja am liebsten, dass die Besucher die Kirche anders verlassen, als sie sie betreten haben.
    • Schuhe ausziehen vor einer Moschee.
    • Sich mit Weihwasser bekreuzigen.
    • Vor Niedersitzen auf Kirchenbank ein Gebet sprechen.

Das wird zum Teil versucht, den Touristen beizubringen.

Beispiel Fraumünster (zuhause muss beginnen, was leuchte soll im Vaterland...)

  • Obligatorische Versammlung, bevor das Münster und seine Chagall Fenster besichtigt werden können (damit nicht alle nur zu den Fenstern rasen). So sollen die Touristen vorbereitet werden, damit sie wissen, was sie erwartet. Es gibt immer wieder chinesische Touristen, die enttäuscht sind und klagen, es gebe ja kein Gold im Münster.
  • Dies kann auch umgekehrt durch die Verweigerung erreicht werden, die Kultur zu präsentieren. Es gibt in Japan Schreine, die der Öffentlichkeit (der einheimischen und gläubigen, nicht etwa den Touristen) nur alle fünf Jahre gezeigt werden. So wird die sakrale Bedeutung erhöht. Das kann man auch mit jedem Kulturgegenstand tun, der einem wichtig ist.
  • Eintritt verlangen (sehr beschränkte Wirkung).
  • Hatte beim Fraumünster drei Motive:
    • Finanzierung einer Krypta, die über Geschichte aufklärt und Bildungsbeitrag sein will. Finanzierung eines Prospektes.
    • Beide erklären kulturellen und historischen Hintergrund
    • Geplant eigentlich nur für Gruppen. Absicht: Nebeneffekt gewisser Schranke. Doch Buschauffeure wiesen ihre Touristen an zu sagen, sie seien Einzeltouristen.
    • Dafür gibt es Gratistickets für besinnlichen Aufenthalt. Ich habe eine Dauerkarte für freien Eintritt (Plastikkarte mit Scann Muster, Unterschrift nötig!)
  • Versuche, den Touristen die Augen für anderes zu öffnen, als für die Mona Lisa
  • Es werden Führungen angeboten, um nicht nur die Chagall Fenster zu zeigen

  • Im Vatikan: Die Verantwortliche lenkt die Reisegruppen nicht nur in die sixtinische Kapelle, welche alle sehen wollen, um ihnen einerseits den Horizont zu erweitern und andererseits die überfüllte Kapelle zu entlasten. (kürzlich im TA)

  • Ruhe und Respekt, Achtsamkeit

  • Führungen durch Headsets statt Gebrüll. In der ganzen Welt zunehmen vorgeschrieben, doch die Chinesen halten sich nicht dran.

  •  Bekleidungsvorschriften

  • In anderen Ländern gelten sie auch und sogar die damalige Schweizer Aussenministerin zog ja willig ein Kopftuch an

    ***

Die Potenzierung von Geschwindigkeit und Masse ergibt eine Kraft, die schöpferisch sein kann. Aber sie vermag auch Kulturen zu zerstören und zu einem eigentlichen Clash der Kulturen führen.

  • Es gilt, an den Massen Mass zu nehmen.
  • Es gilt, die Würde der Menschen und Kulturstätten in aller Welt zu wahren.