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Rede zum Weltwassertag

Das Wasser und wir

Rede zum UNO Weltwassertag in Schuol am 21. 03. 2015

I.  Woher kommt das Wasser, woher kommen wir?

Woher kommt unser Wasser? Wir wissen es immer noch nicht.

Wissenschafter hofften es herauszufinden, indem sie einen Kometen erforschen wollten. Der Komet ist 500 Kilometer von der Erde entfernt, heisst Tschuri und ist dem Namen nach ganz klar ein Bündner.

Er erhielt kürzlich Besuch von der Raumsonde Philae. Sie landete auf ihm, suchte nach Wasser, etwas zu hastig, so dass ihr ein Bein einknickte und sie jetzt immobil ist. Tschuri ist wieder allein, doch wird er beaugapfelt von ROSINA. Auch dieser Name tönt offensichtlich bündnerisch.

Rosina und Tschuri umkreisen sich zwei Lichtsekunden von uns entfernt und können aus dieser Distanz den Unterschied zwischen der Ukraine, aus welcher der Name Tschuris in Wirklichkeit stammt, und dem Engadin kaum wahrnehmen. Tschuri ist ganz gern ein Bündner – und auch ROSINA, die gerne verdrängt, dass ihr Name eine simple Abkürzung ist, nämlich «Rosetta Orbiter Spectrometer for Ion and Neutral Analysis».

Mehr als die Bürgerorte des Kometen und der Sonde interessiert aber, ob es nun Wasser gibt dort oben und wenn ja, wie es beschaffen ist. So wie uns auch am Mars und überhaupt auf allen Sternen und Kometen das Wasser interessiert, denn nur wenn es Wasser gibt, gibt es dort auch Leben.

Letzten Mittwoch wurde berichtet, dass auf dem Saturnmond Enceladus unter eine Eisdecke ein heisser Ozean mit 90° Celsius entdeckt worden sei. Wasserdampffontänen würden Hunderte Kilometer hoch ins All schiessen.  Da läuft den Hoteliers des Badeortes Scuol das Wasser im Mund zusammen.

Für die Weltraum- und Wasserforscher gibt es jetzt nur noch eines: Weg von Tschuri, hin zu Enceladus!

Denn unser irdisches Wasser kommt leider nicht von Tschuri, sein Wasser sei «signifikant anders», befanden Berner Forscher.

Unser irdisches Wasser stamme eher von wasserhaltigen Asteroiden, die sich näher an der Erdbahn bewegen als Kometen.

Diese Kleinplaneten seien verantwortlich für die früheren Wasserlieferungen an unsere Erde.

Soweit der gegenwärtige Stand der Forschung.

Es gab auch schon andere Etappen und sicher gibt es künftig wieder andere. Die Debatte um den Urquell unserer Ozeane wird kaum je versiegen.

Diese Ozeane wurden vor Jahrtausenden als Flüsse begriffen, die um die Erdscheibe herum fliessen. Ihr Wasser symbolisierte in vielen Religionen den Urfanfang alles Seienden:

„Die Erde war wüst und öde und die Finsternis lag auf der Urflut und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Erst dann begann er, die Welt zu schaffen.“

In allen Weltreligionen ist das Wasser zentral.

Wasser ist Leben. Wasser ist Tod. In vielen Mythen tritt Wasser als Bedeutung für den Tod auf und als Quelle der Wiedergeburt, des Lebens und der Reinheit auf.

Vom Gilgamesch Epos bis zu neorealistischer Mystik wie „Der alte Mann und das Meer“ wird  der Sinn des Lebens und des Todes in eine Beziehung zum Wasser gesetzt.

Johannes taufte Jesus im Jordan, Hindus reinigen sich im Ganges. Pilatus wusch seine Hände in Unschuld.

Das Leben kommt aus dem Wasser. Wir schwimmen im Mutterleib im Wasser, bevor wir lernen, auf der Welt zu atmen. Der grosse Teil unseres Körpers besteht aus Wasser. Wir sind Wasser.

(Aktive Politiker geben das nicht so gern zu. Sie sagen zum Beispiel lieber: „Ich bin ein Berliner!“ und nicht:  „Ich bin aus Wasser!“ – Dazu braucht es alt Politiker, die nicht mehr kandidieren.)

Die See bringt’s, die See nimmt’s.

Es gibt die gnadenbringende See ebenso wie die Sintflut.

Ohne Wasser verdursten wir, im Wasser ertrinken wir.

Es gibt das erquickende Bächlein und die donnernde Springflut.

Es gibt die furchterregenden Meeresgötter und die niedliche Seejungfrau.

Hochwasser haben Helmuth Schmidt und Franz Steinegger zu rettenden Kapitänen geweiht und später Gerhard Schröder die Wahlen gerettet. In diesen Krisen konnten ihnen ihre Konkurrenten das Wasser nicht mehr reichen.

Wasser hat aber auch manchem Staatsmann den Untergang gewiesen: Napoleon in Waterloo und Nixon in Watergate.

Bei beiden kam die Zeit, da konnten sie sich nicht mehr über Wasser halten.

„Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück.“ 

So lesen wir im Faust und auch von Goethe:

„Des Menschen Seele

Gleicht dem Wasser:

Vom Himmel kommt es,

Zum Himmel steigt es,

Und wieder nieder

Zur Erde muß es,

Ewig wechselnd.“

 

Der Philosoph Thales erklärt die Herkunft aller Dinge aus dem Wasser.

Aristoteles  begründet die Annahme seines Berufskollegen damit, dass die Nahrung feucht sei und aus dem Feuchten die Wärme entstehe. Auch die geistige Nahrung stammt aus dem Feuchten: Ohne Humor kein geistiges Überleben, ohne heitere Gelassenheit gegenüber den Unzulänglichkeiten der Welt vertrocknen und verdorren wir. Auch zum Zähneputzen kann man es benutzen.

Das Wasser schwappt unermüdlich am Ufer, es kommt und geht, es steigt und fällt, dieses Flüssige, aus dem die Sprache entsteht und damit unser ganzes Wesen.

Die See und die Seele.

Im Deutschen kommt die Seele aus dem Wasser, aus der See, dem See (beides aus dem urgermanischen saiwalo = aus der See stammend).

Im Französischen kommt die Mutter, la mère, aus dem Meer, la mer. Das unergründliche  Wasser gilt in allen Sprachen als Symbol des Weiblich-Mütterlichen und des Unbewussten. Wasser ist Fruchtbarkeit und Reichtum und deshalb Heiligtum.

Die Erforschung des Meeres und die Psychoanalyse machten sich gleichzeitig auf, unbekannte Tiefen unter den Oberflächen zu erforschen.  So wie man lange glaubte, die Tiefen des Ozeans seien unbewohnt, so wusste man lange nichts vom Unbewussten in uns Menschen, von den Untergründen der See so wenig wie von unseren Seelengründen.

Ein Zitat aus einem unvollendeten Roman (Lesbia Brandon von A.C. Swinburne) zeigt unser erotisches Verhältnis zum Wasser und ich möchte Ihnen dieses gewaltige Sprache nicht vorenthalten:

„Herbert brauchte keinen, der ihm beibrachte, das tobende Meer zu lieben; er keuchte und schrie vor Lust zwischen den riesigen Wogen, denen er keine zwei Minuten standhalten konnte, bis sie ihn, der vor Begeisterung lachte, zu Boden warfen. Er aalte sich in den tobenden Fluten wie ein junges Seetier, er stürzte sich den Wasserschlünden entgegen, die ihn mit einem einzigen Wellenschlag bäuchlings hinstreckten, er schmiegte sich an ihren weichen, unerbittlichen Busen, er rang mit der See wie ein Liebender mit seiner Geliebten, er warf sich mit aller Kraft auf sie und ergab sich ihr, wenn sein von der Gischt gepeitschter Körper sich von den Schultern bis zu den Knien rötete, entzückt von ihrer Macht. Dann kam er zum Strand zurück, atemlos, aber unbezähmt.“

Wasser ist Leben und Tod, Wasser ist Liebe und Eros.

 

II.                Was ist Wasser wert?

Welchen Wert hat Wasser?

Wir erfahren ihn beim Kauf von Mineralwasser, bei den Restwassermengen, beim Wasserrappen, bei den Forschungsgeldern, die wir für die Frage investieren, woher denn Wasser komme, bei der Stromproduktion und bei der Kalkulation, welche Mittel im Kampf um Wasser investiert werden sollen, wie viele Menschenleben in einem Krieg um Wasser aufs Spiel gesetzt werden sollen.

Am Beispiel des Wassers sehen wir, wie sehr rein ökonomisches Denken unser Leben gestaltet. Wenn doch Wasser Leben, Tod und Liebe ist, können und dürfen wir ihm dann einzig und allein einen wirtschaftlichen Wert zumessen?

Gewiss gibt es Bereiche, wo das Wasser einen monetären Wert hat und wo wir den auch errechnen sollen. Auch unsere Verfassung schreibt ja vor:

„Über die Wasservorkommen verfügen die Kantone“.

Und diese Verfügungsgewalt ist auch eine monetäre. Nicht vergebens sprechen wir Talbauern von der Alpenopec. Soeben wurde  wieder ein zusätzlicher Wasserrappen vorgeschlagen, um den  Bergkantonen die Verluste wegen des billigen Stromes auszugleichen.

Nicht alles können wir aufrechnen, beim Wasser nicht und nicht in anderen Bereichen. Freiwillige Arbeit wird in Franken aufgerechnet, um zu zeigen, was sie „wert“ sei. Dabei ist ihr Wert eben gerade ein anderer, nämlich Solidarität, Nächstenliebe, Verantwortung ausüben zu dürfen. Der Wert der Natur und der Schutz der Umwelt werden ökonomisch berechnet: Landschaftsrappen (es wird Geld bezahlt, damit ein Tal nicht unter Wasser gesetzt wird). Biodiversität: Blaumeise, seltene Spinnenarten sind deswegen etwas wert, weil man aus ihnen Medikamente herstellen kann und nicht, weil sie einfach Lebewesen sind.

Die Hilfe an Menschen in Afrika wird mit unseren ökonomischen Interessen begründet. (damit sie nicht in unser Land kommen und uns stören). Gesundheitskosten werden ökonomisch begründet: damit die Menschen wieder produktiv werden. Die Prä-Implatatations-Diagnose (PID) wird ökonomisch begründet; sonst werde das Geschäft im Ausland gemacht.

Eine Ökonomisierung, eine eigentliche Ökonomanie sämtlicher Lebensbereiche hat Platz gegriffen.

Andere Werte wie die Natur, die Selbstachtung, die Liebe, die Solidarität oder soziale Verantwortung werden überstrahlt vom Glanz des Geldes. Der Wert eines Menschen besteht weder in seinem Einkommen noch in seinem Versicherungswert.

Allein schon das der Begriff „Wertediskussion“ oder der Ausdruck „andere Werte“ ist im Grunde genommen entlarvend: Wert lehnt sich einer wirtschaftlichen Skala an, der Begriff Tugend hat schon einen moralinsauren Beigeschmack. Doch ohne Tugenden gibt es nie eine soziale Gemeinschaft, ohne Respekt gegenüber der Natur keine Zukunft nächster Generationen.

Wasser ist ein Element, es ist also im wahrsten Sinn des Wortes elementar für unser Leben. Wie das Leben selber hat es keinen Preis. Es weist eine ganz andere Dimension auf, eine Dimension, in welcher andere Elemente wie Liebe, Gott und Leben angesiedelt sind. 

 

III.             Fortschritt, Frevel und die bessere Ekenntnis

Das Wasser hält uns den Spiegel vor und zeigt uns unsere Fähigkeiten und unsere Grenzen.

Wir schufen erfolgreiche Eingriffe in die Natur zum Wohle der Menschheit, aber wir begingen auch frevlerische Manipulationen, die sich im nachhinein als eigentliche Sünden erweisen sollten.

  • Unbedachtheit, Unwissenheit

Für kriegerische Expansionen wurde der Balkan oder Nordafrika abgeholzt, um Kriegsschiffe zu bauen. Für die Produktion von Baumwolle wurde der Aralsee geopfert. Für Biotreibstoffe wird Regenwald abgeholzt. Für Mobilität wird Getreide verbraucht. Die Folgen kamen meist erst hinterher zum Bewusstsein. Der Preis von Mais stieg in einer Nacht um 17%, weil die USA ihn aufkaufte für Treibstoff. Für Energien aus Ölsand oder für Fracking wird Wasser in unvorstellbaren Mengen gebraucht. Für einen Liter Biodiesel brauche es 9’100 Liter Wasser (andere sprechen von „nur“ 3'500 Liter).

Parallele zu

Handystrahlen, zu Röntgenstrahlen (früher bei Schuhkauf, heute beim Zahnarzt) zu Asbest (einst Wundermittel, heute wissen wir, dass es tödlich ist)

Oder wieder zum Wasser: Eine neue Studie zeigt, dass : Schweizer Flüsse herber verschmutzt als bisher angenommen. In Proben wurden 38 Herbizide, 22 Fungizide und 9 Insektizide gefunden. (Quelle Solothurner Zeitung). Diese Pestizidbelastungen sind zwar unter den Grenzwerten, aber auch in geringsten Mengen kann sich ein Pestizidcocktail auf Gesundheit und Umwelt auswirken? Wird nicht eine spätere Generation die Intensivlandwirtschaft als Brunnenvergifterin verurteilen?

  • Vieles wurde korrigiert :

Waschmittel: Ab 1970 gab, als uns wegen der  Waschmittel das Wasser bis zum Hals stand und unsere Gewässer dramatisch verschmutzt waren, ergriff die Schweiz Massnahmen gegen Phosphate in den Waschmitteln. Es wurden konsequente Abwasserreinigungen geschaffen und auch die Landwirtschaft wurde teilweise etwas ökologiert, so dass wir sehr saubere Seen haben, manchmal sogar  zu sauber für viele Fische.

  • Es gibt auch wirkliche Fortschritte der Zivilisation

Die Zivilisation ist aber durchaus planbar und das wurde und wird mit Erfolg

Wasserversorgung:

Die ältesten Überreste von Wasserversorgungen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz stammen aus der Bronzezeit: eine kistenförmige Zisterne aus Lärchenholz in Savognin (16./15 Jhdt. vor Christus) sowie eine Quellwasserfassung aus dem 13./14 Jhdt. v. Christus in St. Moritz Bad. Darauf  wurde im 3. Jhdt. nach Chr. diese hoch entwickelte Wasserleitungstechnik auch nördlich der Alpen rezipiert. Die Bündner waren uns allen voraus. 

Flusskorrekturen

Seither gab es Gewässerkorrekturen gegen Seuchen, gegen Überschwemmungen, für den besseren Zugang zu Wasser, für die Schifffahrt, sei es im Seeland, an der Thur oder im Rhonetal, wo uns höchst umfangreiche und kostspielige Korrekturen bevorstehen.

Für die Schweiz selber wird eine Wasserstrategie gefordert. Klimaänderung bringt es mit sich, dass 90 % der Gletscher schmelzen werden und es 500 neue Seen geben wird.

IV.             Unter der Oberfläche die Tiefe

Das Wasser hält uns auch den Spiegel vor, wenn wir glauben, es gebe auf alle Fragen einfache Lösungen.

Das zeigte sich kürzlich bei einem  öffentlichen Disput zwischen Peter Brabeck und den Autoren des Filmes „Bottled Life“. In einer ersten Phase sagte Brabeck, Wasser müsse einen Preis haben, in einer zweiten korrigierte er sich und sagte:

Wenn Wasser einen Preis hätte, ginge man sorgfältiger damit um.

In der ersten Phase sagte er, Wasser sei kein Menschenrecht.

In der zweiten präzisierte er, der Zugang zu Trinkwasser sei ein Menschenrecht, derjenige zum Swimmingpool jedoch nicht.

Wir sehen, Mancher, der den Mund voll nimmt, kocht auch nur mit Wasser.

Das ist nicht nur Anschauungsunterricht darüber, dass ethische Fragen nie mit generellen Regeln beantwortet werden können, sondern dass es immer auf die differenzierte konkrete Einzelfrage ankommt.

Ist Wasser ein Menschenrecht? Wie immer bei ethischen Fragen müssen wir differenzieren, ob Wasser zum Trinken oder für den Swimmingpool, ob es für die Hygiene oder für Golfplatzbewässerung, ob es für die Getreideproduktion verwendet wird und innerhalb ihrer, ob es für Brot oder für Fleisch gebraucht wird. Eine Kalorie braucht für Lebensmittel einen Liter Wasser. Wenn eine Kalorie aus Fleisch bezogen wird, braucht es dazu zehn Liter Wasser. 70 % des Wassers wird für die Landwirtschaft gebraucht.

In Frankreich wogt zur Zeit ein Kampf zwischen Landwirten und Umweltschützern. Die Bauern wollten ein Retensionsbecken, um Wasser im Winter zu speichern, damit sie im Sommer ihre Maiskulturen bewässern können. Dagegen wenden sich die grünen Umweltaktivisten, weil dadurch ein naturnaher Bachlauf und Umgelände geopfert würden, vor allem aber wenden sie sich gegen eine Intensivierung und Chemisierung der Landwirtschaft. Bei gewalttätigen Demonstrationen gab es sogar erstmals seit 30 Jahren einen Toten!

Es wurde hierzulande die Umsiedlungen in China wegen des Dreischluchtendammes verurteilt, weil Millionen von Menschen für die Gewinnung von Energie und für bessere Zufahrten der Schiffstransportwege umgesiedelt wurde. Berechnungen ergaben ein besseres Verhältnis als die Umsiedlung durch den Marmarastausee. Die absoluten Zahlen sind in China viel höher, die relativen an der Energiegewinnung aber kleiner.

Es geht wie bei allen ethischen Fragen immer um die konkreten Details.

 

V.                Die Welt und das Wasser

Wir feiern den Weltwassertag.

Die Menschheit wächst und gleichzeitig wachsen die Wohlstandsansprüche aller Menschen. Auch in China wollen die Menschen mehr Fleisch essen. Die Wachstumsideologie als solche, die unbedingte Notwendigkeit, zu expandieren, stets zu wachsen, wird zunehmend hinterfragt. Das Wasser zwingt uns dazu. In Ansätzen tut das jetzt auch die chinesische Führung.

Das Verhältnis der Menschen zum Wasser zeigt die Ungleichheiten zwischen den Kontinenten und Ländern plastisch:

Eine Vorbemerkung: Der Umgang mit Zahlen zu diesen Fragen ist sehr heikel. Seit ich keine Staff mehr habe, die mir klipp und klar wahre Zahlen liefert, gerate ich bei der selbständigen Suche in einen wahren Zahlensalat. (Bei der Suche nach Zahlen auf den Hunderten von Internetseiten, die sich Wasser zum Inhalt haben, komme ich mir vor, wie einer der Wasser mit dem Sieb schöpft.)

In Europa brauche eine Person pro Tag 400 Liter Wasser (inbegriffen sei Toilette, Rasen bewässern). Vorgestern kam als Nachricht, in der Schweiz betrage der durchschnittliche Wasserbedarf nur noch 142 Liter. Welche Bereiche da aber eingeschlossen sind, wurde nicht gesagt.

In Kenia sind es durchschnittlich 2 Liter. Das ist das absolute Minimum, damit der Körper überleben kann.

Müssen sich mit Sand waschen, obwohl Islam ihnen vorschreiben würde, sich täglich zu waschen.

Die UNO gibt aber an, das absolute Minimum pro Mensch und Tag sei 7,5 Liter.

Ich will mich gar nicht auf die Zahlen festlegen; aber welche man auch immer als richtig eruieren kann: Die Differenzen zeigen eine schreiende Ungleichheit.

Für eine Weltwasserstrategie stehen im Vordergrund:

Sauberes Trinkwasser, der Zugang zu Wasser und eine nachhaltige Wasserpolitik, die vor allem auch in einer gerechten Verteilung besteht.

  • Sauberes Wasser:

1,3 Mia Leute haben nur verschmutztes Wasser, vor allem in den ganz grossen Städten.

Aber, das wollen wir betonen, es ist ein lösbares Problem.

Es gehört zu den Milleniumszielen der UNO. Diese sind erreichbar. Der Zugang zu sauberem Wasser ist möglich und kann politisch erreicht werden.

Es ist dies ein einfacheres Ziel, als die Armut einzudämmen.

Mit wenig Geld ist hier vieles zu erreichen.

Gewiss, da wird noch viel Wasser all die Flüsse der Welt runterfliessen, aber wir sind dazu fähig.

  • Genügend Wasser / Zugang zu Wasser

Heikler ist die Frage, ob alle Menschen auf der Erde auch künftig ernährt werden können.

Die absolute Menge von Wasser bleibt ja gleich. Durch den Kreislauf erscheint Wasser irgendwann und irgendwo immer wieder auf der Erde. Die Frage ist, ob es in der Region bleibt, in welcher es verdunstet und ob alle Zugang zu Wasser haben. Es ist ein Verteilproblem.

Reichen die Wasserressourcen für die zunehmende Weltbevölkerung aus?

Ja, wenn Wasser nicht für Biotreibstoffe etc verwendet und abgeleitet wird. Denn dies ist eine direkte Konkurrenz zur Landwirtschaft und braucht Riesenflächen. Jede Photozelle ist besser.

Ja, wenn Wasser nicht in Energie statt in Nahrung fliesst.

Das ist kein Ressourcenproblem, sondern ein Verteilproblem und das kann und muss politisch gelöst werden.

Es ist die ungerechte Verteilung von Wasser, welche die Ursache von Kriegen und Schlachten bildet.

Die Redewendung, „das Wasser abgraben“ birgt eine dramatische Wahrheit.

Seit je gab es Kriege um Wasser. Früher waren das Schlachten um Quellen.

Später wurden mit gigantischen Staudämmen am Oberlauf eines Flusses Nachbarstaaten am Unterlauf des Flusses ausgetrocknet. Nicht mehr der Krieg um Öl werde uns in Zukunft beschäftigen, sagen warnende Stimmen, sondern jener um Wasser.

Fehlendes und schmutziges Wasser in anderen Teilen der Welt geht auch uns etwas an.

Weil Wasser die Basis allen Lebens ist, werden Hunderte von Millionen Menschen zu Flüchtlingen, wenn diese Basis fehlt.

Für multinationale Konzerne  ist die Wasserversorgung zum zukunftsträchtigen Geschäftsbereich geworden: Vivendi, Ondeo, die Rheinisch-Westfälischen Energiewerke und die Bouygues- Gruppe verfügen schon heute über Konzessionen für die Wasserversorgung - verteilt auf alle fünf Kontinente. Sie pumpen, filtern, reinigen und verteilen Wasser an mehrere hundert Millionen Menschen.

Wir wollen das gar nicht verurteilen. Aber die sind tatsächlich mit allen Wassern gewaschen, aber es wird geschätzt, dass in zehn Jahren weltweit etwa 20 Prozent der Wasserversorgung in privaten Händen und damit in der Regel der demokratischen Kontrolle entzogen sein könnten.

Sie graben jenen das Wasser ab, denen es ohnehin schon bis zum Hals steht.

Die Politik kann ihnen, solange sie nicht ebenfalls wirklich globalisiert ist, das Wasser nicht reichen. Die Schweiz kämpft an den internationalen UNO Kongressen gegen diesen Trend an.

Auch in der EU sind heute Diskussionen über Liberalisierung und Privatisierung der Wasserversorgung im Gange.

England und Frankreich haben zu privatisieren begonnen, mit der Folge, dass teilweise die Qualität des Wassers abgenommen hat.

Und dass die Preise gestiegen sind - das bedeutet dann Wasser auf die Mühlen der Eigentümer.

In der Schweiz steht eine Marktöffnung beim Wasser nicht zur Debatte. Darüber wird nicht verhandelt. Wir wollen nicht in trüben Wassern fischen.

Woher kommt unser Wasser? Wir wissen es immer noch nicht.

Wir können es auch nicht künstlich herstellen. Zwar haben wir alle mal im Chemieunterricht Wasser hergestellt: Man nehme ein Wasserstoff „H“ und noch ein Wasserstoff „H“, füge ein Sauerstoff „O“ bei und verbrenne das Ganze. Es knallt und Wasser - H2O“ - entsteht. Nur: Dieses künstlich hergestellte Wasser enthält keine Mineralsalze, es löscht den Durst nicht und es kann sogar krank machen. Künstliches Wasser kann natürlichem Wasser nicht das Wasser reichen.

Es bleibt dabei: Sauberes Wasser ist - wie die Luft - unersetzbar. Es ist ein Lebensmittel, das uns einzig die Natur zur Verfügung stellen kann. Deshalb ist der freie Zugang zu Wasser ein Menschenrechten, für das wir uns alle für alle einsetzen müssen.

Sie tun dies seit einigen Jahren mit einem Einsatz, den ich bewundere und für den ich Ihnen danke.